Mit 20 Fahrzeugen weist Sprakebüll bundesweit die höchste E-Auto-Dichte auf – künftig sollen auch Landwirtschaftsmaschinen Strom tanken.

shz.de  von Anja Werner
12. Mai 2017, 11:22 Uhr

Ein lautlos anfahrendes Elektroauto ist in der Dorfstraße von Sprakebüll schon längst keine Seltenheit mehr. Die kleine Gemeinde zählt gerade einmal 240 Einwohner, doch bewegt zurzeit Großes: Sie entwickelt sich immer mehr zum „e-mobilen Dorf“ und setzt klare Zeichen Richtung Energiewende. 20 Elektroautos sind im Dorf angemeldet. 15 neue E-Autos wurden allein seit Dezember geleast. Jeder Wagenbesitzer besitzt zudem eine eigene Ladestelle am Haus. Bezuschusst wurden die E-Autos vom Bürgerwindpark Sprakebüll und vermittelt vom Green-Tec-Campus aus Enge-Sande in Zusammenarbeit mit Renault aus Norderstedt und Nissan aus Langenhorn. Am Mittwochabend wurden diese 20 Autos vor der Gaststätte zur Schau gestellt, und Bürgermeister Karl-Richard Nissen sowie alle Beteiligten luden die Gemeinde und Interessenten zum Infoabend über das E-Carsharing und den neu gegründeten Verein „e-Mobiles Dorf Sprakebüll e.V.“ ein.

Die einschneidende Idee zum Projekt, aus Sprakebüll ein e-mobiles Dorf zu machen, kam von den Geschäftsführern des örtlichen Bürgerwindparks Sprakebüll im Sommer letzten Jahres. „Wir wollten unseren eigenen Strom benutzen und nicht das Benzin der Tankstelle“, so Hans-Christian Andresen und sein Sohn Christian Andresen. Einwohner sowie Bürgermeister zeigten sofort Begeisterung und Engagement für das Vorhaben, Sprakebüll „grün“ zu machen. „Wir hatten es plötzlich mit einer sechsstelligen Summe zu tun, mit der wir bis dato nie in Berührung gekommen waren, aber im Endeffekt hat alles geklappt, und unser Mut hat sich ausgezahlt“, sagt Karl-Richard Nissen stolz über das teure Projekt.

Nun hat die Gemeinde auch ein eigenes sogenanntes „Dörpsmobil“ auf vier Jahre geleast. Der Verein „e-Mobiles Dorf Sprakebüll e.V.“ wurde anlässlich dafür Anfang April gegründet und ermöglicht den Mitgliedern das E-Carsharing des „Dörpsmobil“. Stundenweise wird das Auto vermietet und in dem eigens angelegten Carport an der Ladestation aufgeladen. Finanziert wird das Ganze von der Gemeinde, der Bürgerstiftung Sprakebüll sowie vom Bürgerwindpark Sprakebüll.

„Es sollte mehr Dörfer geben wie Sprakebüll“, betonte die anwesende Ingrid Nestle von den Grünen und lobte die Leistung der Gemeinde. Auch Stephan Wiese von Green-Tec-Campus, der die E-Autos vermittelte, zeigte sich begeistert von der Gemeinde: „Hier sind die Macher, hier ist die Energie.“

In den nächsten Wochen wird Sprakebüll seine erste Schnell-Ladestation einbauen und das Dorf somit auch für Durchfahrende attraktiv machen. An einer Schnell-Ladestation dauert das Aufladen nur eine halbe Stunde statt der üblichen zwei Stunden.

Das Vorhaben zeigt große Wirkung: Mit 20 E-Autos auf 240 Einwohnern hat Sprakebüll die größte E-Auto Dichte pro Einwohner in ganz Deutschland. 10  000 Liter Kraftstoff hätten sie bereits durch die Nutzung der E-Autos eingespart. Und in Zukunft ist das Ziel nicht nur, mehr E-Autos zu leasen, sondern auch die Landwirtschaftsfahrzeuge mit Kraftstoff aus dem Bürgerwindpark zu versorgen. Karl-Richard Nissen betont: „Wir beweisen, dass E-Mobilität auch auf dem Dorf funktioniert“.

– Quelle: https://www.shz.de/16797201 ©2019