Mais-Alternative: Becherpflanze für neue Energie –

SHZ, 17. April 2013 von Ursula Konitzki

Zwei Nordfriesen testen die Becherpflanze „Durchwachsene Silphie“ auf ihren Nutzen als Energielieferant in Biogasanlagen.

Sprakebüll.

Neue Wege in punkto „Nachwachsende Rohstoffe“ für Biogasanlagen gehen die Landwirte und Biogasbetreiber Finn Johannsen und Christian Andresen aus Sprakebüll, um nicht zuletzt einer Vermaisung der Landschaft entgegen zu wirken. Das Dorf stehe voll hinter ihnen, freuen sich die beiden tatkräftigen Männer. Einige Dorfbewohner halfen sogar mit, das 2,3 Hektar große Feld von Finn Johannsen mittels einer ausrangierten Kohlpflanzmaschine aus Dithmarschen mit über 70.000 Pflänzchen der „Durchwachsenen Silphie“ zu bestellen. Die Pflanze gilt aufgrund ihrer großen Biomasseproduktion als vielversprechender Energielieferant, der das Potenzial hat, Mais zu ersetzen.

Johannsen hatte im Vorfeld mit großem Interesse die Versuche mit der Pflanze beobachtet, die von der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft gemacht wurden. Tatkräftig zur Seite stand den beiden Sprakebüllern Björn Bugdahl, Geschäftsführer einer Flensburger Beraterfirma für Biogas.

Anspruchslos und mehrjährig

Die Biogaspflanze Silphie aus der Familie der Korbblütler stammt aus Amerika. Sie hat einige Vorteile gegenüber dem Mais aufzuweisen, steht sie doch jahrelang auf demselben Standort. Außerdem stellt sie keine besonderen Ansprüche an Klima, Boden, Nährstoff- und Wasserversorgung. Sie ist pflegeleicht, wirkt durch die Durchwurzelungsilphie des Bodens der Erosion entgegen und bringt mit einer Wuchshöhe von bis zu drei Metern viel Biomasse. Ist die Silphie also der bessere Mais? Die Thüringer Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die alternative Energiepflanze zwar rund zehn Prozent weniger Gasausbeute liefert als der Silomais. Dafür lagen aber die Ernteerträge während der Erprobung in Thüringen rund zehn Prozent höher als beim Mais, sodass sich Silphie in der Praxis durchaus bewähren könnte. Außerdem ist der Arbeitsaufwand deutlich geringer, denn einmal gepflanzt, kann sie jedes Jahr bis zu 15 Jahre geerntet werden.

Dank ihres dichten Blattwerks und der dadurch bedingten Beschattung des Bodens müssen ab dem zweiten Anbaujahr keine Herbizide mehr eingesetzt werden. Silphie ist genügsam und kann, anders als Mais, auch Trockenzeiten gut überstehen. Ihre gegenüberstehenden Blattpaare umschließen den Stängel wie ein Becher, in dem sich Wasser sammelt. Daher heißt sie bei den Amerikanern auch Becherpflanze.

Blüten statt Maiswüste

Finn Johannsen und Christian Andresen wagen den Versuch mit der Silphie. Mit 10.000 Euro für die Pflänzchen ein teurer Spaß, zumal es im ersten Jahr noch keine Ernte gibt.

Eine Aussaat wie beim Mais ist nicht möglich, da die Becherpflanze vier bis sechs Wochen braucht um Wurzeln zu schlagen. Finn Johannsen: „In der Zeit würde sie vom Unkraut erstickt.“

Die Jungpflanzen sind gegenüber Unkräutern noch nicht konkurrenzstark genug. Die hohen Anbaukosten schrecken Landwirte noch ab, die „Durchwachsene Silphie“ anzupflanzen. Dabei fallen sie durch die wesentlich geringeren Nachfolgekosten ökonomisch kaum ins Gewicht.

Die „Durchwachsene Silphie“ ist ein Hingucker, denn sie ähnelt der Sonnenblume. Die Blütezeit ab Mitte Juli beträgt zwei Monate. Der Anblick der gelben Felder wird die Bürger für die trostlosen Maisfelder sicherlich entschädigen.