von volonf
erstellt am 27.Sep.2013 | 18:56 Uhr
Die Fertigstellung, Inbetriebnahme und bevorstehende Feier der offiziellen Einweihung des Nahwärmenetzes Sprakebüll bewog alle am Projekt beteiligten Kommunalpolitiker, Behörden und Firmen, das Heizwerk zu besichtigen und anschließend Rückschau auf den Werdegang des Vorhabens zu halten. Der erstmals im April vergangenen Jahres von der Gemeindevertretung Sprakebüll geäußerten Idee, ein Wärmenetz zu errichten, folgten umfassende Informationen über bereits funktionierende Vorhaben dieser Art. Eine von der LAG-AktivRegion NF Nord (Leck) erstellte Machbarkeitsstudie wurde durch das in Harrislee ansässige Ingenieurbüro Zwoch und Baaske für Umweltschutz & Technik durchgeführt. Förderanträge wurden termingerecht eingereicht. Am 11. März wurde die Energie-Versorgung Sprakebüll ins Leben gerufen, der 36 Gründungsmitglieder beitraten. Dem Aufsichtsrat gehören derzeit Bürgermeister Karl-Richard Nissen, Reinhard Paulien und Christian Andresen an, dem Vorstand Reiner Jacobsen und Ullrich Grabert.
Schon Anfang September wurde die Heizzentrale in Betrieb genommen. Die ersten Häuser wurden angeschlossen. „Die Zusammenarbeit aller am Projekt Beteiligten klappte hervorragend,“ stellte Bürgermeister Nissen fest.
Das Konzept stellt sich wie folgt dar: Die Gemeinde Sprakebüll errichtete als „kommunaler Gewerbebetrieb“ das Nahwärmenetz mit der per Biogas gespeisten Heizzentrale einschließlich eines 25 Kubikmeter umfassenden Puffertanks. Im Hinblick auf die angestrebte Breitbandversorgung wurden vorsorglich zu jedem Haus Leerrohre verlegt. Das von der Firma „Biogas Andresen GmbH & CoKG“ gelieferte Biogas wird in zwei Blockkraftwerken verbrannt, der erzeugte Strom verkauft und die Abwärme an das Wärmenetz abgegeben, das an die „Energie-Versorgung Sprakebüll“ verpachtet wird. In der Heizzentrale wird das Wasser auf rund 85 Grad erhitzt und über Umwälzpumpen zu den Häusern der Abnehmer geführt. Über die Hausübergabestationen wird die Wärme an die Hauseigentümer abgegeben. Zur Absicherung oder für Fälle extremer Spitzenlasten steht in der Heizzentrale ein kombinierter Heizkessel zur Verfügung, der sowohl Biogas als auch Heizöl verbrennen kann. Zur weiteren Absicherung kann das Nahwärmenetz notfalls auch aus mobilen Heizwerken gespeist werden.
Bei einer Wärmeabnahme von voraussichtlich 1,130 Millionen Kilowattstunden benötigt die Betreiberin des Wärmenetzes zur Deckung der Betriebs-, Verwaltungs- und Pachtkosten sowie für die Bildung von Rücklagen rund 82 000 Euro pro Jahr. Zu den Gesamtkosten des Vorhabens führte Carsten Thiesen als Leiter des Fachbereichs Finanzen des Amtes Südtondern aus: „Für das Fernwärmenetz agiert die Gemeinde Sprakebüll als Betrieb gewerblicher Art, deshalb kann sie die Mehrwertsteuer als Vorsteuer abziehen. Sie muss somit nur die Netto-Investitionskosten in Höhe von 880 000 Euro finanzieren. Hierfür bekommt sie einen Zuschuss aus Bundesmitteln in Höhe von 257 000 Euro. Daneben gewährt die KfW-Bankengruppe ein Darlehen von 553 000 Euro, das mit 1,71 Prozent verzinst wird. Letzteres muss sie jedoch nicht in Gänze zurückzahlen, da sie von der Bankengruppe zusätzlich einen Tilgungszuschuss in Höhe von 127 350 Euro erhält. Tatsächlich muss sie somit von dem Darlehen nur 425 650 Euro zurückzahlen.“ Die Rückzahlung erfolgt durch Einnahmen aus der Verpachtung des Wärmenetzes an die Betreibergesellschaft. Der Pachtzins soll die Betriebskosten des Projektes abdecken.
Die Länge des Wärmenetzes beläuft sich auf rund 2,5 Kilometer, die Heizöleinsparung auf jährlich etwa 150 000 Liter.
Im Dorfkern sind 41 von 47 möglichen Abnehmern angeschlossen, so auch die Gastwirtschaft und das Feuerwehrgerätehaus. Die Einsparung beim CO2-Ausstoß wurde auf 290 Tonnen pro Jahr errechnet.
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