Kleine Gemeinde, großes Vorbild: „Ein Modellprojekt für die Wärmeversorgung im Ländlichen Raum“ urteilte die „Energie-Olympiade“-Jury
Die kleine Gemeinde zählt zwar nur 230 Anwohner – aber im effizienten Einsatz von Energie ist Sprakebüll vorbildlich. Das findet auch die Gesellschaft für Energie und Klimaschutz Schleswig-Holstein (EKSH): Die Gemeinde Sprakebüll gehört zu den Preisträgern der „Energie-Olympiade“ und erhält in der Disziplin „Zukunftsfähige Wärmeversorgung“ ein Preisgeld von 10 000 Euro.
Das Nahwärmenetz in Sprakebüll ist seit September in Betrieb – und eines von 61 Projekten, die eingereicht wurden, insgesamt gab es ein Preisgeld von 80 000 Euro zu verteilen. Weitere Preisträger sind die Städte Bargteheide, Flensburg, Kiel und Norderstedt, die Kreise Nordfriesland und Segeberg sowie die Gemeinde Henstedt-Ulzburg und das Amt Bad Bramstedt-Land. Die Preise wurden gestern in einer Feierstunde in Kiel von Energiewendeminister Robert Habeck und den EKSH-Geschäftsführern Prof. Dr. Hans-Jürgen Block und Stefan Brumm übergeben.
Große Freude über die Würdigung herrschte gestern bei Sprakebülls Bürgermeister Karl-Richard Nissen: „Wir sind sehr froh und glücklich und auch ein bisschen stolz“, sagte er nach der Preisverleihung. Das Projekt sei in der Laudatio ausdrücklich gelobt worden, die Kombination von Biogasanlage, Gemeinde und Genossenschaft sei in dieser Art einmalig in Schleswig-Holstein.
Und das führte die Gemeinde Sprakebüll zum Sieg: Im Dorfkern wurde ein Wärmenetz installiert, über das 40 Gebäude mit 66 Wohneinheiten mit Wärme aus einem Satelliten-Blockheizkraftwerk der Firma Biogas Andresen GmbH & Co KG (BAG) versorgt werden. Bis auf vier Hauseigentümer, die ihre Gebäude mittels Wärmepumpe mit Erdwärme beheizen, sind alle Gebäude im Dorfkern angeschlossen, auch die Gastwirtschaft und das Feuerwehrgerätehaus. Die Gemeinde hat den Spitzenkessel mit Zweikomponentenbrenner (Biogas/Heizöl) am Standort des Blockheizkraftwerkes sowie das Wärmenetz bis zur Hausübergabestation mit Pufferspeicher in den Gebäuden errichtet und die Einrichtungen an eine neu gegründete Genossenschaft verpachtet. Die BAG hat die technische Betriebsführung und stellt die Kosten der Genossenschaft in Rechnung. Die Genossenschaft kauft die Wärme und verteilt sie an Mitglieder/Hauseigentümer. Abhängig vom Wärmeverbrauch können sich für einen Wärmeabnehmer Einsparungen von über 1000 Euro pro Jahr ergeben.
Die Jury urteilte wie folgt: „Ein Modellprojekt für die Wärmeversorgung im ländlichen Raum! Bemerkenswert ist die hohe Anschlussdichte im Dorf: Durch die Zusammenarbeit von Gemeindevertretern, Bürgern und Biogasanlagenbetreiber ist es gelungen, fast alle Gebäude in der Gemeinde anzuschließen.“ Extrapunkte gab es für die Einbindung der betroffenen Gruppen, Energie- und Kohlendioxideinsparung sowie die Übertragbarkeit des Projekts.
Sprakebülls Bürgermeister Nissen lobte vor allem die Akzeptanz in der Dorfgemeinschaft für das Wärmenetz. Im Gegenzug sei der Vorteil für die Bewohner, dass sie die Ölheizung stilllegen konnten. Von der Würdigung in Kiel nimmt er nicht nur das Preisgeld und Bestätigung für das Projekt mit, sondern auch neue Anregungen: „Wir haben viele interessante Vorträge gehört. Energieeinsparungen und Wärmedämmung – diesen Themen wollen wir uns als nächstes widmen.“ Das Preisgeld komme vorerst auf das Sparkonto der Gemeinde.
von doa
erstellt am 13.Nov.2013 | 11:40 Uhr
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